Flutkatastrophe im Königreich „upper Palatinate“

Flutkatastrophe im Königreich „upper Palatinate“

Die diesjährige Einsatzübung des HCP-Moduls Bayern führte die Helfer in das fiktive Königreich „upper Palatinate“. Dies wurde als ehemalige britische Kolonie am Rande Europas angenommen – mittlerweile zwar unabhängig, aber doch sehr abgeschottet und irgendwie „anders“ als die anderen mitteleuropäischen Länder.

Vorgegeben wurde eine großflächige Überschwemmung nach langanhaltendem Starkregen, bei der große Teile der Infrastruktur – wie Autobahnen, Strom- und Wasserversorgung etc – beschädigt wurden. Ein Drittel der 1,1 Millionen Einwohner des Landes waren direkt oder indirekt betroffen. Obwohl die THW-Kräfte auf ausdrücklichen Wunsch von „Königin Zenzl Huawa III“ angerückt waren, gab es für die Helfer noch jede Menge Probleme und Widrigkeiten aus dem Weg zu räumen, bis es endlich ans Pumpen gehen konnte.

Am Freitag Nachmittag trafen sich 34 Helfer aus 15 bayerischen Ortsverbänden und 1 Kamerad aus dem Landesverband Baden Württemberg im „Bereitstellungsraum“ – der Unterkunft des OV Nabburg. Der Ortsverband Kronach ist im HCP-Modul durch den Helfer Hajo Badura vertreten, der als Logistiker sowie als Media Officer tätig ist. Nach einer intensiven Einweisung in die Lage und den Einsatzauftrag erfolgte dann gegen 20:30h die „Einreise“ in das Einsatzland.

Wie in den Vorjahren auch, war der Grenzübertritt mit zahlreichen Fallstricken und Problem sowie Einspielungen gespickt. Dabei wurden die Organisatoren tatkräftig von den Beamtinnen und Beamten der bayerischen Bereitschaftspolizei unterstützt, so dass das ganze Szenario sehr realistisch und glaubhaft wirkte. Die Kontrolle der Fahrzeuge und Papiere, das ausstellen von Visa und Einfuhrgenehmigungen zog sich rund 2 Stunden hin  und so mancher THW-Helfer war nach den Grenzformalitäten um die Erfahrung reicher, dass man weder Reisepass noch Funkgerät oder andere Gegenstände aus den Augen lassen sollte - auch nicht für nur kurze Zeit...

Nach der Einreise galt es nun, ein Quartier oder ein passendes Gelände zur Errichtung des Camps zu finden. Glücklicherweise konnten die THWler ein Geschäft mit den Einheimischen machen und eine in Nabburg gelegene Mehrzweckhalle als Basislager „anmieten“. So blieb den Helfern zumindest das nächtliche Aufbauen einer Zeltstadt erspart.

Im Ganzen führte das Team 4 Großpumpen mit. Drei „Hanibal“-Pumpen sowie eine „DIA“ mit einer Gesamtleistung von rund 30.000 ltr je Minute. Diese wurden noch in der Nacht an zwei Stellen in der Umgebung aufgebaut und begannen sofort mit der Wasserförderung und dem Kampf gegen die „Überschwemmung“. Während die Pumpenmannschaften im Schichtbetrieb die ganze Nacht durcharbeiteten, waren die Logistiker, der Teamleader, ICT-Experte und der Media-Officer damit beschäftigt, das Camp einigermaßen wohnlich einzurichten und die nötige Infrastruktur aufzubauen.

Der Schwerpunkt bei den jährlichen HCP-Übungen liegt jeweils nicht direkt beim Pumpenbetrieb, sondern vielmehr beim „drumherum“ das auch bei einem echten Einsatz mitunter die größte Herausforderung darstellt.

Um diese Anforderungen an das HCP-Modul realistisch zu gestalten, wurden von der Übungsleitung permanent neue Situationen und Probleme eingespielt. Zuerst war es nur ein fliegender Händler, der hartnäckig überteuerte Waren anbot, dann ein staatlicher Hygieneinspektor, der Küche und Sanitärbereiche des Camps prüfte und einiges an Argumenten und Überzeugungskraft bedurfte, bis er weit nach Mitternacht schließlich seine Unterschrift unter das Abnahmeprotokoll setzte und das Camp zur Benutzung „freigab“.

 Nach einer viel zu kurzen Nacht ging es am nächsten Morgen ohne Unterbrechung weiter: Während an den beiden Einsatzstellen die Großpumpen abgebaut und zum versetzen vorbereitet wurden, war ein Scouting-Team zusammen mit einheimischen „Guides“ unterwegs um die nächsten Einsatzstellen zu erkunden sowie eine Camp Area für die nachrückende Verstärkung zu finden.

Damit es während dessen im Basislager nicht langweilig wurde, spielte die Übungsleitung einen hohen Besuch ein: Königin Zensl III höchstpersönlich - nebst zweier bedrohlich dreinblickender Leibwächter war vorgefahren um dem THW-Team einen Besuch abzustatten und sich vom  Fortgang der Arbeiten zu überzeugen. Nachdem sie sich vom Teamleader ausgiebig hatte informieren lassen, dankte sie im Namen ihres Volkes für den professionellen, tatkräftigen Einsatz und überreichte ein Gastgeschenk für die Helfer.

Kaum war das royale Intermezzo vorbei, kündigte sich ein Fernsehsender an und bat um ein Live-Interview das zur besten Sendezeit direkt aus dem Schadensgebiet ins Deutsche Fernsehen übertragen werden sollte. Dies war eine Aufgabe für den Media Officer, die dieser per Skype-Schaltung souverän löste und auch auf Fangfragen der Reporterin immer eine passende Antwort parat hatte.

Die Pumpenteams durften sich in der Zwischenzeit mit der lokalen Polizei „herumschlagen“, die ihnen eine Umweltverschmutzung durch angeblich ausgelaufenen Kraftstoff anhängen wollte sowie sich gegen Einheimische  wehren, die zu lange Finger hatten. Alle diese Einspielungen können in einem echten Einsatz auch als echte Probleme auftreten. Diese dann spontan und souverän zu lösen ist für den Einsatzerfolg ebenso wichtig wie die Arbeit an den Pumpen.

Vorläufiger Abschluss der Übung war dann noch die Einspielung einer Notfall-Evakuierung. Wegen einer angeblich anrollenden Flutwelle musste das Basislager am späteren Nachmittag blitzartig geräumt werden und jeder Helfer hatte nur gut eine Minute um zu entscheiden, welche persönliche Ausrüstung er unbedingt mitnehmen musste und was zurückbleiben konnte. Erschwert wurde das Szenario noch durch eine „erkrankte“ und geistig verwirrte Zivilistin, die bei den THW-Kräften um medizinische Hilfe ersucht hatte und so kurzerhand mit evakuiert werden musste.

Nach dem offiziellen Übungsende ging es zuerst gemeinsam an den Rückbau und die Verlastung der eingesetzten Ausstattung von Pumpen, Schläuchen sowie IT, bevor nach dem Abendessen eine große Abschlussbesprechung auf dem Plan stand. Hier hatte jeder Helfer im Team die Möglichkeit, positives wie negatives aber auch Verbesserungsvorschläge und Anregungen anzubringen. Philipp Hollfelder von der LB-Dienststelle in München sowie das Team der Regionalstelle Schwandorf um Laura Lorenz dankten allen Teilnehmern für die intensive Beteiligung und bescheinigten den HCP-Helfern einen sehr guten Ausbildungs- und Kenntnisstand. Die Teilnehmer der Übung bedankten sich bei den Organisatoren der Übung für die detailreiche und sehr realistische Ausarbeitung und Darstellung der Szenarien.


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