Wenn es unter Wasser brennt....

Gemeinschaftsübung mit den Feuerwehren Steinwiesen und Nordhalben bei Mauthaus

Gerade noch lag schläfriger Morgendunst über den Orten des oberen Rodachtals (Kreis Kronach), als ein ohrenbetäubendes Konzert von Matinshörnern die letzten Einwohner aus den Betten und die anderen vom Frühstückstisch wegholte. Grelle Blaulichter durchzuckten den Nebel und malten gespenstische Schatten an die Wände. Der Umstand, dass den zahlreichen Feuerwehrfahrzeugen der Gemeinden Steinwiesen und Nordhalben auch noch mehrere blaue THW-Fahrzeuge sowie der örtliche Bürgermeister folgten, lies die aufgeschreckten Einwohner sicher nichts gutes ahnen. Wer gar ahnte oder sehen konnte, dass das Ziel des rot-blauen Konvois die Trinkwassertalsperre Mauthaus war, bekam erst recht ein ungutes Gefühl in der Magengegend. War etwa die Trinkwasserversorgung für Zigtausende Menschen in Oberfranken einem Anschlag zum Opfer gefallen – oder hatte sich vielleicht ein folgendschwerer Unfall ereignet?

Zum Glück war nichts dergleichen geschehen – es war nur eine Übung.

Die Talsperre verfügt über einen sog. Entnahmeturm. Dieser steht an der tiefsten Stelle des Sees und besitzt auf verschiedenen Ebenen Leitungen, durch die das jeweils beste Rohwasser entnommen und der Aufbereitung zugeführt werden kann. Zugänglich ist dieser Turm nur über einen langen, unterirdischen Gang auf dem Grund des Stausees. Angenommen wurde nun, dass bei Wartungsarbeiten an den Anlagen ein Kurzschluss mit folgendem Kabelbrand entstanden war und 5 Monteure im giftigen Rauch vermisst wurden. Die Telefonverbindung in den Turm war unterbrochen und eine Funk- oder Handyverbindung ist technisch nicht möglich. Auf Grund dieser Ausgangslage wurde von der Leitstelle Coburg neben den Feuerwehren Steinwiesen und Nordhalben auch das THW Kronach zeitgleich alarmiert um die Feuerwehren zu unterstützen. Speziell durch Beleuchtung, Stromversorgung, Logistik und auch den Einsatz von Atemschutzgeräteträgern.

Beim Eintreffen an der Einsatzstelle ging zunächst ein Atemschutztrupp der Feuerwehr in den „verqualmtem“ Stollen vor um die Lage zu erkunden. Während weitere Feuerwehrkräfte sich daran machten, mittels Drucklüftern den Tunnel zu entrauchen, brachte das THW ein 50 kVA-Aggregat in Stellung und bereitete umfangreiches Beleuchtungsmaterial für die langen Gänge auf dem Grund des Stausees vor. Aus mitgeführtem EGS-Material (Einsatzgerüstsystem) entstanden als pfiffiges Provisorium 2 Rollwägen – niedrige Plattformen, die jeweils 2 Krankentragen aufnehmen konnten und so den Transport von Verletzten, aber auch von Material in den etliche hundert Meter langen Stollen wesentlich erleichterten und beschleunigten.

Sowie die Feuerwehr jeweils einen weiteren Abschnitt des Tunnels rauchfrei meldete und dies mit dem Mehrgas-Messgerät des THW nochmals überprüft worden war, konnten weitere THW-Helfer ohne Atemschutz die Beleuchtung weiter vorbauen. Hierzu wurden 10 Flutlichtstrahler und über 1.000 Meter Kabel verbaut.

Im noch verrauchten Teil der Anlage suchten gemischte Trupps aus Feuerwehrleuten und THW-Helfern derweil gemeinsam unter schwerem Atemschutz nach weiteren Verletzten bzw. Vermissten. 4 der 5 Personen wurden verletzt bzw. bewusstlos am Fuß des Turmes aufgefunden und konnten mit den Rollwägen ans Tageslicht gebracht und dort an den wartenden Rettungsdienst übergeben werden.

Der 5. Verletzte  war dann allerdings eine etwas harte Nuss für die Rettungskräfte. Lag dieser doch einige Etagen höher im Turm auf einem Treppenabsatz. Die Wendeltreppe im Turm war jedoch für eine Krankentrage zu eng und eine Crashrettung war auf Grund der Verletzungsmuster nicht angezeigt.

Daher trat jetzt die „Sonderrettungsgruppe Höhen & Tiefen“ des THW Kronach auf den Plan. Der Turm verfügt in der Mitte über einen Schacht, durch den beim Bau die Rohre und Ventile an ihren Platz gehievt wurden und der nun durch Deckel auf jeder Ebene verschlossen ist. Diese Abdeckungen wurden entfernt und in der Etage über dem Verletzten ein Dreibock mit Rollgliss aufgebaut. Dann konnte der letzte Patient auch noch schonend und sicher auf den Grund des Turmes abgelassen und mittels Rollwagen nach draußen gebracht werden.

Die Kommandanten der Feuerwehren Steinwiesen (Kerstin May) und Nordhalben (Wolfgang Ströhlein) sowie auch der stv. Ortsbeauftragte des THW Kronach, Udo Höfer, der die Leitung im Bereich THW inne hatte, waren sehr zufrieden mit dem Ablauf und bescheinigten ihren Einsatzkräften einen hervorragenden Ausbildungsstand.

Auch die Zusammenarbeit der beiden Feuerwehren mit dem THW und dem BRK – egal ob im Außenbereich oder auch beim Atemschutzeinsatz der gemischten Trupps klappte hervorragend, so dass man im Ernstfall auch jederzeit Hand in Hand zusammenarbeiten könne.

Bericht-Hajo Badura

Fotos-Dominik Lauer/Adrian Welscher


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