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200 Personen aus ICE evakuiert

Am Montag abend gegen 20:00h fuhr eine Lokalbahn auf der Frankenwaldstrecke von Lichtenfels nach Saalfeld

als just im richtigen - bzw. falschen Moment ein großer Baum unter seiner Schneelast zusammenbrach und vom darunter fahrenden Zug mitgerissen wurde. Durch die Wucht des Aufpralls auf den fahrenden Zug wurde die Oberleitung auf etlichen Metern heruntergerissen und lag auf dem Boden.

Somit war schlagartig der gesamte Streckenabschnitt von Ludwigsstadt bis Steinbach am Wald ohne Fahrstrom und ein auf dem Gegengleis in Richtung Süden fahrender ICE saß ebenfalls kurz nach Ludwigsstadt fest. Da diese Züge elektrisch beheizt werden, saßen die etwa 200 Reisenden nicht nur schlagartig im dunkeln - sonder bald auch im kalten. Als das Ausmaß des Zwischenfalles klar wurde und sich abzeichnete, dass eine schnelle Reparatur und Weiterfahrt nicht möglich sein würde, entschied sich das Notfallmanagement der Bahn den Zug zu evakuieren und forderte über die Integrierte Leitstelle Coburg das THW Kronach zur Unterstützung an. Die Situation war in diesem Moment zwar nicht bedrohlich, jedoch waren unter den Passagieren auch mehrer Kleinkinder und mind. ein etwa 10 Wochen alter Säugling, der bei längerem Aufenthalt im kalten Zug doch in ernsthafte Gefahr geraten wäre.

Wenige Minuten nach dem Alarm waren etwa 30 THW-Helfer unter der Führung von Einsatzleiter Udo Höfer auf dem Weg nach Ludwigsstadt und hektisch zuckende Blaulichter tauchten die einsame B85 in ein gespenstisches Licht. Neben mehreren Geländewägen und Gerätekraftwagen mit Ausrüstung für alle möglichen Schadenslagen war auch das hochgeländegängige ARGO Amphibienfahrzeug im Einsatz um Hilfskräfte an die schwer zugängliche Einsatzstelle zu bringen.

Auf Grund der örtlichen Gegebenheiten und der Schneelage war es unmöglich, die Reisenden vor Ort aussteigen zu lassen und zu Fuß zu evakuieren. Daher wurde ein Dieseltriebwagen an die Unglücksstelle beordert und parallel zum ICE auf dem Gegengleis abgestellt. Mittels speziell dafür mitgeführter Notstege konnten die Reisenden sodann höhengleich in den Ersatzzug umsteigen. Die THW-Kräfte halfen den Betroffenen dabei, wo es nötig war. Mit diesem Evakuierungszug ging es dann zurück in den Bahnhof Ludwigsstadt, wo mittels eines Reisebusses und mehrerer Kleinbusse des BRK und THW ein Pendelverkehr zur örtlichen Schulturnhalle eingerichtet wurde.

Nachdem der Bürgermeister sich spontan bereit erklärt hatte, die Schule als Notunterkunft zu öffnen, hatte das BRK mit einem Großaufgebot an Einsatzkräften dort bereits Feldbetten, Decken und Verpflegung vorbereitet und konnte die Eintreffenden umgehend versorgen. Ein Teil der betroffenen konnte die Weiterreise noch in der Nacht mit einem Bus nach Nürnberg oder per Taxi fortsetzen, während etwa 80 Passagiere in der Turnhalle übernachten mussten oder wollten.

Die Einsatzkräfte des THW konnten sich gegen 03:00h auf den Rückweg machen, während die Kameraden des BRK noch bis zum nächsten Morgen mit der Betreuung der gestrandeten Zugreisenden beschäftig waren. Unmittelbar nach der Evakuierung des ICE traf auch ein Havariekommando der Bahn ein, welches den umgestürzten Baum beseitige und die Reparatur der Oberleitung in Angriff nahm, so dass auf der wichtigen Frankenwaldmagistrale früh gegen 06:00h wieder der erste Zug rollen konnte.

THW Leiter - Udo Höfer

Bericht - Bilder - Hajo Badura, Dominik Lauer


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