So ist es schon eine liebe Gewohnheit geworden, jedes Jahr im August einen benachbarten Ortsverband zu besuchen, der an größeren Gewässern ansässig ist und mit Booten ausgestattet ist. Heuer waren wir – wie auch schon im Vorjahr – beim Ortsverband Bamberg zu Gast und hatten Gelegenheit, mit den Helfern der dortigen Fachgruppe Wassergefahren die im THW vorhandenen Bootstypen hautnah kennenzulernen und zu buchstäblich zu er – fahren. Unsere Helfer sollten dabei nicht nur das Material anderer Fachgruppen kennenlernen, sondern auch sehen, wie diese arbeiten und wie wir im Einsatzfall ergänzend und unterstützend zusammenarbeiten können.
Die Fachgruppe Wassergefahren beim OV Bamberg ist mit motorisierten Schlauchbooten, einem sog. Mehrzweck- oder auch Sturmboot und Fährpontons ausgestattet. Während die kleineren Boote hauptsächlich zum Personentransport oder zum Retten von einzelnen Menschen aus Hochwasserlagen vorgesehen sind, sind die Pontons geeignet um größere Menschenmengen oder Material zu transportieren – oder auch um Schwimmbrücken oder Fähren mit Tragfähigkeiten von mehreren Tonnen zu bauen und somit z.B. zerstörte Brücken zu ersetzen.
Nach einer kurzen Einweisung ging es gleich an Bord und eine Flotillie aus 5 THW-Booten nahm Kurs stromabwärts. Auch wenn es „nur" der Main und nicht der Mississippi war, so war mancher sicher im Geist bereits auf ganz großer Fahrt, als sich ein erstes Hindernis in Gestalt der Schleuse Vireth-Trunstadt in den Weg stellte . Doch die geschickten Bootsführer lenkten ihre Fahrzeuge routiniert in die Schleusenkammer und als der Schleusenwärter der Meinung war, es wären genügend Boote beisammen, schloss er die Tore und schleuste uns ab. Üblicherweise wird allerdings erst geschleust, wenn ein Berufsschiff in der Schleuse ist – Sportboote müssen grundsätzlich warten und sich dann anschließen.
Nach dem Verlassen der Schleuse ging es weiter flussabwärts zu einer Sandbank, wo eine Rast und kleine Erfrischung auf die Helfer wartete. Auf dem Rückweg kam uns dann der Zufall zu Hilfe, dass ein Frachter geschleust werden wollte und so mussten wir nicht allzu lange warten, bis sich auch für uns die gewaltigen Schleusentore wieder öffneten und unser Konvoi die Fahrt bis zum Anleger bei der DLRG-Wachstation fortsetzen konnte.
Schnell war der Grill angeworfen und bald brutzelten Steaks und „Kronicher Broutwöscht" auf der Glut, die auch bei den Bamberger Kameraden gut ankamen. Während ein Teil unserer Helfer und Helferinnen dann gut gestärkt die Heimfahrt antraten, wartete der harte Kern, bis die Abendsonne glutrot im Westen versunken war, um erneut die Pontons zu besteigen und eine weitere Fahrt auf dem nächtlichen Main anzutreten.
Diesmal ging die Reise stromaufwärts, in Richtung Bamberger Hafen und in den Rhein-Main-Donau-Kanal bis nach Bamberg hinein. Besonders eindrucksvoll für die Landratten unter den Helfern war sicher, als plötzlich aus dem scheinbaren Nichts ein großer Frachter mit über 110 mtr Länge als großer schwarzer Schatten auftauchte. Der Bootsführer hatte ihn natürlich anhand der Postionslaternen rechtzeitig ausgemacht, doch für unsere Helfer schien er aus dem Nichts zu kommen. Da das Schiff unbeladen war und hoch aus dem Wasser ragte, wurde es dem einen oder anderen doch etwas mulmig, als die schwarze Bordwand in flotter Fahrt so plötzlich und lautlos an uns vorbeirauschte – so nah, dass man sie fast hätte berühren können.
Gegen Mitternacht lagen dann alle Boote wieder sicher vertäut am Anleger und unsere Helfer konnten die Heimfahrt nach Kronach antreten.
Bericht - Hajo Badura / Bilder - Georg Beetz und Simon Bayer