Gasexplosion in der alten Brauerei

Ein paar einzelne Blaulichter durchzuckten die Nacht am Rennsteig, als die Feuerwehr Ludwigsstadt und die SEG des THW Kronach am frühen Freitagabend auf dem Weg zu einer stillgelegten Brauerei waren. Anwohner hatten über Notruf einen deutlichen Gasgeruch aus dem Gelände gemeldet.

In dem Moment, als die ersten Einsatzkräfte auf dem Betriebsgeländen ankommen und gerade ihre Messgeräte auspacken – um dem eigentümlichen Gasgeruch auf den Grund zu gehen, da passiert es.

Ein lauter Knall und Feuerbälle aus mehreren Fenstern des alten Sudhauses zerreißen die Freitagnacht und das Gebäude steht in Flammen. Zum Glück nur eine Übung – und die Feuerbälle waren vom Pyrotechniker gekonnt inszeniert, aber die Druckwelle war trotzdem bis auf die Hauptstraße zu spüren und den zahlreichen Zuschauern steht der Schreck noch im Gesicht.  Durch die plötzliche „Explosion“ ändert sich natürlich auch schlagartig die Einsatzlage und aus „Gasgeruch“ wird „Gasexplosion mit mehreren vermissten Personen“.

Angenommen wurde, das das Brauereigebäude durch die Explosion teilweise zerstört wurde, teilweise brennt – und 8 Personen im Gebäude vermisst werden. Wie in der Realität auch, lies der Einsatzleiter sofort entsprechend nachalarmieren.

Neben mehreren Feuerwehren aus der Umgebung rückte auch der restliche Technische Zug des THW Kronach nach sowie 4 weitere Ortsverbände aus 2 Landesverbänden:

Der OV Kulmbach erschien mit dem kompletten technischen Zug einschließlich der Fachgruppe Räumen, der Ortverband Coburg mit der „schweren“ Bergung, einer weiteren Fachgruppe Räumen und einer Fachgruppe Infrastruktur. Aus Bamberg und dem thüringischen Sonneberg kamen  nochmals  weitere Bergungsgruppen zur Unterstützung hinzu. Alles in allem schob sich ein rot-blauer Konvoi mit 30 Großfahrzeugen und rund 200 Einsatzkräften durch das Städtchen Ludwigsstadt in Richtung der ehemaligen Jahns-Bräu um der Lage Herr zu werden.

Sogleich begannen Trupps der Feuerwehr und des THW – teilweise unter schwerem Atemschutz – mit der Erkundung des Betriebsgeländes und der Suche nach den vermissten Personen. Von Seiten der Übungsleitung wurden immer wieder neue Schwierigkeiten und Lageänderungen eingespielt. So galten plötzlich Treppen als eingestürzt oder Türen als „nicht vorhanden“  - und die Helfer mussten entsprechend improvisieren und teilweise auch Mauerdruchbrüche und ähnliches anlegen, um zu den Verletzen vorzudringen.

Während die Bergungsgruppen im und am Gebäude eingebunden waren, bestand die Aufgabe für die Fachgruppen „Räumen“ darin, von der Rückseite des Geländes eine zusätzliche Zufahrt zu schaffen. Mit Bagger und Radlader wurde kurzerhand von einer Wiese der Humus abgeschoben und auf ca. 50 Meter Länge eine provisorische Straße gebaut. Wie im echten Einsatz auch, wurden dazu mitten in der Nacht aus einem nahegelegenen Steinbruch etliche Fuhren Schotter herangeschafft und eingebaut. Im Realeinsatz hätte dann über diese Straße z.B. ein Autokran auf das Gelände fahren können.

Wo so viele Einsatzkräfte und Einheiten am Werk sind, muss natürlich auch irgendjemand den Überblick behalten und alles koordinieren. Dies war in der Übung – genau wie im echten Einsatz der Zugtrupp des OV Kronach für die THW –Kräfte und für die Einheiten der Feuerwehr die UGÖEL (Unterstützungsgruppe örtlicher  Einsatzleiter) des Landkreises Kronach. Diese hatten ein Stück abseits des Schadengebietes ihr Lager aufgeschlagen und koordinierten, organisierten und protokollierten „was das Zeug hielt“. Teilweise kamen die Funkerinnen und Funker / Schreiber ganz ordentlich ins Schwitzen – wenn die Funksprüche schneller eingingen, als man sie bearbeiten konnte. Unterstützt wurde unser Zugtrupp dabei von einem gewerblichen Drohnenpiloten, der gestochen scharfe Luftaufnahmen der Einsatzstelle in Echtzeit in die Einsatzleitung übertrug.

Kurz vor 02:00h am morgen war dann das Szenario abgearbeitet und alle „Verletzten“ gefunden und gerettet. Zugführer Alexander Blüml und Ortsbeauftragter Frank Hofmann dankten die eigenen und auswärtigen Kräften für ihren professionellen Einsatz.

Bericht Hajo Badura

Bilder Frank Neumann


Alle zur Verfügung gestellten Bilder sind honorarfrei und dürfen unter Angabe der Quelle für die Berichterstattung über das THW und das Thema Bevölkerungsschutz verwendet werden. Alle Rechte am Bild liegen beim THW. Anders gekennzeichnete Bilder fallen nicht unter diese Regelung.