der am Samstag, den 19. Juni zum zweiten Mal im Landkreis Kronach stattfand.
Bei dieser Veranstaltung handelt es sich um eine Fortbildungs- und Trainingsveranstaltung für das ehrenamtliche BRK Rettungsdienstpersonal. Anhand etlicher, realitätsnah gestellter Szenarien werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit nicht alltäglichen Situationen konfrontiert, die es mitunter auch erforderlich machen, zu unkonventionellen Massnahmen zu greifen oder „um die Ecke“ zu denken. Wenn es keine fertigen Handlungsanweisungen gibt, ist regelmässig Improvisationstalent gefragt und eben dieses sollte bei der Veranstaltung trainiert werden.
Wie auch im Vorjahr waren das THW Kronach, die Wasserwacht und mehrere Feuerwehren mit eingebunden und hatten Übungsstationen aufgebaut. Die Teilnehmer des Rettungsdienstes waren in Gruppen von 2 bis 4 Helferinnen und Helfern pro Fahrzeug unterwegs und wurden von einer Übungsleitstelle zu den jeweiligen Stationen geleitet. Wie in der Realität wussten diese vorher nicht genau, was sie erwartete. Lediglich ein Einsatzstichwort, wie z.B. „unklare Infektion“ oder „Person in Schacht gestürzt“ war bekannt.
Das THW Kronach hatte 2 von 10 Stationen übernommen und präsentierte die Szenarien „Waldarbeiterunfall im schweren Gelände“ und „Person in Schacht gestürzt“. Die Aufgabe der Rettungsdienstler bestand darin, nach dem Eintreffen an der Unfallstelle zunächst die Lage zu sondieren, dabei den Selbstschutz zu beachten und dann zu erkennen, dass man mit eigenen Mitteln nicht weiterkommt, sondern Unterstützung durch das THW benötigt.
Im Falle des Waldarbeiters konnte das Rettungspersonal diesen zwar zunächst versorgen, aber auf Grund des schweren Geländes und des angenommenen Verletzungsmusters nicht abtransportieren. Über die Übungsleitstelle wurde daher der THW-Ortsverband alarmiert und um den Bau einer Seilbahn gebeten. Mit dieser konnte der Patient dann aus dem Steilhang geholt werden, auf das hochgeländegängige ARGO 8x8 verladen und an der nächsten, mit normalen Fahrzeugen befahrbaren Straße an den Rettungswagen übergeben werden. Dass dieses Szenario (speziell im Landkreis Kronach) keineswegs utopisch ist, sondern sogar naheliegend, zeigt ein Blick in die Einsatzberichte des THW Kronach. Derartige Einsätze riefen in den letzten Jahren schon mehrfach unsere Kräfte auf den Plan. Für die THW-Kräfte war das Aufbauen der Seilbahn also Grundhandwerk, für manche der Rettungsdienstmitarbeiter jedoch eine völlig neue Erfahrung, welche Geräte und Methoden das THW vorhält und wie schnell solche Rettungsmöglichkeiten im Ernstfall zur Verfügung stehen können.
Etwas kniffliger war dagegen die zweite Station, die das THW eingerichtet hatte.
Die Stadtwerke hatten dankenswerterweise einen Leitungsschacht zur Verfügung gestellt und als Ausgangslage wurde angenommen, dass ein Monteur durch den offenen Deckel etwa 5 mtr tief auf den Betonboden gestürzt war. Erschwerend kam hinzu, dass der Schacht keine Steigleiter o.ä. haben sollte.
Der eintreffende Rettungsdienst kam also zunächst nicht an den Patienten heran und musste sich eine schnelle und sichere Lösung überlegen. Nach einem kurzer Überlegung fiel auch hier die Wahl auf das THW, welches kurzerhand über die Übungsleitstelle nachgefordert wurde. Die eintreffende Bergungsgruppe baute einen Dreibock aus dem mitgeführten Einsatz-Gerüstsystem (EGS) über die Schachtöffnung und seilte zunächst einen Helfer, der mit einem Mehrgas-Messgerät ausgerüstet war, ab. Während dieser die Luftqualität im Schacht prüfte und auch feststelle, dass der Monteur offensichtlich außer einem Knochenbruch keine weiteren Verletzungen erlitten hatte, rüstete das THW an der Oberfläche das Rettungsdienstpersonal ebenfalls mit Auffanggurten aus und wies sie in die Technik des Rollgliss (Abseilgerät) ein.
Nun wurden die Sanitäter (und ggf. natürlich auch der Notarzt) in den Schacht abgelassen, so dass diese den Patienten versorgen konnten. Anschließend galt es, den Patienten möglichst schonend an die Oberfläche zu holen. Da die Schachtöffnung nur etwa 1 x 1 mtr groß war, schied die übliche Methode mit einem Schleifkorb ö.ä. zunächst aus.
Je nach Einschätzung des Verletzungsmuster konnten die BRK-Kräfte sich daher für eine Rettung mittels des „Sitztuches“ entscheiden – oder den Patienten vom THW so in einen Schleifkorb einbinden lassen, dass dieser senkrecht durch den Schachtdeckel passte.
An den anderen Stationen, die vom BRK in eigener Regie bzw. von der Wasserwacht oder mehreren Feuerwehren betrieben wurden, konnten die Rettungsdiensthelfer üben, wie man verletzte / bewusstlose Personen aus dem Wasser holt, mit nicht alltäglichen medizinischen Notfällen umgeht oder wie Unfallopfer schnell, aber schonend aus einem Autowrack geschnitten werden.
Die Veranstaltung zog sich bis zum frühen Abend hin und den schwersten Job hatten sicher die Mimen, die bis zu 10 x ins Wasser springen, in den Schacht „stürzen“ oder sich in Autowracks zwängen mussten um immer wieder aufs neue gerettet zu werden.
Von den meisten Teilnehmern unbemerkt, hatte der THW-Ortsverband Kronach für diese Veranstaltung auch noch ein provisorisches Funkrelais installiert und betrieben, da ja der laufende Betrieb der „echten“ Leitstelle auf dem normalen 4-Meter Kanal nicht gestört werden durfte.
Teilnehmer und Veranstalter des Rettungstages zeigten sich mit dem Verlauf sehr zufrieden. Sichtlich geschafft, aber mit vielen neuen Eindrücken und Informationen versehen, gingen die letzten Teilnehmer gegen 19:00h in den wohlverdienten Feierabend.
Bericht - Hajo Badura