Starnberg. Am Samstag, den 28. März 2009 kamen die bayerischen Fachgruppen Trinkwasser zum fünften Treffen im Rahmen der Ideellen Spezialisierung zusammen. Die Helfer aus den Ortsverbänden Bayreuth, Erlangen, Kronach, Naila, Simbach und Starnberg trafen sich in diesem Jahr beim THW Ortsverband Starnberg zum Erfahrungsaustausch und um sich über neue Entwicklungen im Bereich Trinkwasser zu informieren.
Ziele der ideellen Spezialisierung sind die Etablierung eines Ansprechpartners für alle fachgruppenbezogenen Fragen, die Ausarbeitung von bedarfsgerechten Zeit- und Themenplänen in Abstimmung mit den verantwortlichen Ortsverbänden, Geschäftsstellen und dem Landesverband, die Koordinierung des regionalen und überregionalen Ausbildungsbedarfs in Zusammenarbeit mit dem Landesverband, den Geschäftsstellen und den Bundesschulen, die Stärkung der Zusammenarbeit von Ehrenamt und Hauptamt, sowie die Verbesserung der Zusammenarbeit der einzelnen Einheiten im Einsatzfall. Durch die ideelle Spezialisierung soll eine Optimierung in den Bereichen Ausbildung und Einsatz erreicht und Mehrfacharbeit vermieden werden.
Nach der Begrüßung der Teilnehmer durch Rüdiger Maetzig von der THW Geschäftsstelle Hof erläuterten Tilman Gold vom THW Landesverband Bayern und Michael Deininger, Vorsitzender der Facharbeitsgemeinschaft (FAG) Trinkwasserversorgung den derzeitigen Sachstand der Neustrukturierung im Bereich Trinkwasseraufbereitung. Demnach werden von den neuen Anlagen des Typs Berkefeld UF-15 zunächst nur neun Stück beschafft. Dies bedeutet, dass kurzfristig pro Landesverband lediglich eine Anlage zur Verfügung stehen wird. Eine der Anlagen wird an der Bundesschule in Hoya stationiert werden. Bei welchem bayerischen Ortsverband die einzige neue Anlage stationiert wird ist noch nicht entschieden. Die Entscheidung für oder gegen die Beschaffung weiterer Anlagen liegt bei den Landesverbänden.
Die bisher eingesetzten Anlagen des Typs Berkefeld TWA 6 werden nur noch in den Logistiklagern für den Auslandseinsatz vorgehalten. Die SEEWA Nord, Mitte und Süd werden jeweils eine Anlage zu Ausbildungszwecken erhalten. Eine weitere Anlage bekommt die Bundesschule für die Maschinistenausbildung. Überrascht zeigten sich die Teilnehmer, dass in den Ortsverbänden überhaupt keine Anlagen dieses Typs mehr stationiert werden sollen. Da die Berkefeld TWA 6 ja offenbar weiterhin im Auslandseinsatz Verwendung finden soll, wurde von den Teilnehmern die Frage geäußert, wie die praktische Ausbildung der Helfer, die sich auch für einen Einsatz im Ausland zur Verfügung gestellt haben, an diesem Anlagentyp in der Zukunft sichergestellt werden soll. Es dürfte den Ortsverbänden erhebliche Schwierigkeiten bereiten, in der praktischen Bedienung der Anlage gut ausgebildete Helfer für eventuelle Auslandseinsätze zur Verfügung zu stellen, wenn deren einzige praktische Erfahrung mit der TWA 6 aus einem einwöchigen Lehrgang an der Bundesschule besteht. Hier ist noch Klärungsbedarf vorhanden.
Die anschließenden Berichte aus den Ortsverbänden ließen den dringenden Bedarf erkennen den Fachgruppen baldmöglichst neue Anlagen zur Verfügung zu stellen. Die Anlagen aus Erlangen, Simbach und Starnberg sind nach den letzten Einsätzen leider nicht mehr oder nur unvollständig an die Ortsverbände zurückgegeben worden. Der Hinweis, dass die Beschaffung von fehlenden Teilen aus SB-Mitteln möglich ist, bleibt leider ohne praktische Bedeutung, da die SB-Mittel in der Regel nicht ausreichen, um die benötigten Anlagenteile zu beschaffen. Die Anlage des OV Kronach konnte durch umfangreiche Eigenleistung wieder instandgesetzt werden. Da allerdings auch diese Anlage nicht mehr für den Einsatz im Inland zugelassen ist und abgezogen werden soll, liegt das Augenmerk natürlich auch darauf keine größeren Summen mehr in diese Anlage zu investieren. Die derzeitige Situation erschwert eine solide praktische Ausbildung und wirkt sich negativ auf die Motivation der Helfer aus.
Durch den Ortsverband Starnberg wurde das PE-Schweißgerät vorgeführt, dass vor kurzem an den Ortsverband ausgeliefert wurde. Michael Deininger erläuterte die Vorgehensweise bei der Verschweißung von PE-Rohren. Die verschiedenen mit dem Gerät möglichen Anwendungen wurden durch die Helfer des OV Starnberg vorgeführt.
Wolfgang Peter berichtete über den Einsatz der SEEWA in China. Nach einem schweren Erbeben im Mai 2008 in der Provinz Sichuan wurden die SEEWA-Trinkwasserexperten entsandt, um die betroffene Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Die Hauptaufgabe bestand in der Versorgung eines Flüchtlingscamps. Wie sich vor Ort herausstellte, handelte es sich nicht um eine kurzfristig errichtete Zeltstadt, sondern um recht solide Hütten, die der betroffenen Bevölkerung auf längere Sicht als Bleibe dienen sollten. Da das Wasser in guter Qualität aus einem Brunnen gewonnen werden konnte, wurde lediglich noch eine Desinfektionsanlage benötigt, um die Trinkwasserversorgung des Camps auf längere Sicht sicherstellen zu können. Die Notversorgung mit den Berkefeld Trinkwasseraufbereitungsanlagen konnte deshalb relativ schnell wieder eingestellt werden. Besonders ist aufgefallen, dass die chinesischen Behörden über kompetentes Fachpersonal zur Analyse des Trinkwasser verfügten.
Der Bericht von Rüdiger Maetzig befasste sich ebenfalls mit den Einsätzen in China und Myanmar. Der Schwerpunkt des Vortrags lag im Bereich der Auslandslogistik. Maetzig stellte den Verlauf von der Anforderung der Geräte oder des Materials beim Ortsverband bis zur Verladung im Flugzeug dar und wies darauf hin, was bereits bei der Überstellung durch die Ortsverbände beachtet werden sollte. Um die Zuordenbarkeit sicherzustellen, ist es sinnvoll alle Geräte nur mit vollständigen und ordentlichen Lieferscheinen zu überstellen. Dies erleichtert die Rückführung der Ausstattung an die Ortsverbände. Da die Gerätesätze vielfach vollkommen neu zusammengestellt werden müssen, dienen die Lieferscheine als wichtige Unterlagen für die Vorbereitung der Zollabfertigung und der Luftverladung. Speziell bei Chemikalien muss darauf geachtet werden, dass diese nicht bereits überlagert sind und keine Anhaftungen an der Außenseite der Behältnisse vorhanden sind. Überlagerte Chemikalien müssen vor Ort entsorgt werden und bei Anhaftungen an den Transportbehältnissen gibt es Schwierigkeiten bei der Abfertigung der Luftfracht. Auch sollten alle Geräte möglichst entleert sein, damit beim Transport keine Flüssigkeiten auslaufen können.
Abschließend fuhren die Teilnehmer nach Dießen am Ammersee, um dort die Quellfassung in Bischofsried und den Hochbehälter für Dießen zu besichtigen. Bei der grundlegenden Sanierung der Quellfassungen im Jahre 2004 wurde der gesamte Fassungsbereich freigelegt. Es stellte sich heraus, dass die Quellaustritte über die gesamte Breite des vom Quellwasser frei gespülten Taleinschnitts und in verschiedenen Höhenlagen erfolgte. Das gesamte Wasser wurde in insgesamt neun neuen Quellfassungen zusammengefasst und durch bauliche Maßnahmen vor direkter Verunreinigung geschützt. Ein besonderes Problem ist an dieser Quelle in Form von Steinfliegen aufgetreten. Da diese Fliegenart auch gegen relativ hohe Chlorkonzentrationen resistent ist, musste durch bauliche Maßnahmen sichergestellt werden, dass keine Larven mehr in das Wasser gelangen. Messungen haben ergeben, dass die mittlere Verweildauer des Wassers im Untergrund 10 bis 15 Jahre beträgt. Das Trinkwasser aus diesem Quellgebiet hat bereits hervorragende Qualität und wird ohne weitere Aufbereitung, also auch ohne chemische Beimischungen, dem Verbraucher direkt als frisches Quellwasser angeboten. Der Hochbehälter Dießen wurde 1999 fertig gestellt. Er besteht aus zwei Wasserkammern, die jeweils ein Speichervolumen von 1000 m3 haben. Das Wasser kommt im freien Gefälle aus der Quellfassung in Bischofsried und füllt die beiden Behälter. Aus diesen Behältern wird das Trinkwasser in das Leitungsnetz und zu den Verbrauchern gebracht. Nach der Führung durch den Hochbehälter verabschiedete Rüdiger Maetzig die Teilnehmer, da diese gleich von Dießen aus die Rückfahrt an die Standorte antraten.
Die Teilnehmer werden in regelmäßigen Abständen wieder zusammenkommen und über den Sachstand zu berichten, eine Erfolgskontrolle durchzuführen und gegebenenfalls neue Aufgaben und Ziele zu formulieren. Es wurde verabredet die nächste Veranstaltung Ideelle Spezialisierung beim THW Ortsverband Kronach durchzuführen.
(Bericht und Fotos Harald Bittruf, THW GSt. Hof)