Was sich zunächst ganz harmlos anhörte, sollte sich wenig später als kniffelige und zeitintensive Aufgabe herausstellen.
Während der THW-Leiter vom Dienst Udo Höfer und Fachberater Christian Meußgeier sich auf den Weg zur Unfallstelle machten, verluden die Helfer in der Unterkunft noch zusätzliches Gerät, hauptsächlich Anschlagmittel und Drahtseile auf den Gerätekraftwagen (GKW) I und den Unimog.
Beim Eintreffen an der Einsatzstelle fanden die Hilfskräfte einen Speditions-LKW vor, der sich auf einer Grundstücksauffahrt festgefahren hatte, tief im weichen Boden eingesunken war und sich bereits zur Seite neigte - und zwar zur Seite des Abhanges. Das betreffende Grundstück in einem Ortsteil von Kronach liegt am Ende einer langen, engen Sackgasse und ist nur über eine mäßig befestigte Behelfszufahrt erreichbar. Diese war offenbar vom vorangegangenen Regen aufgeweicht und hielt daher dem Gewicht des LKWs nicht stand - die rechten Räder waren bereits gefährlich tief eingesunken. Erschwerend kam hinzu, dass links der Auffahrt das Gelände sofort steil anstieg und recht unmittelbar neben dem Fahrweg steil abfiel. Wenn der LKW noch weiter einsinken würde, bzw. der weiche Untergrund noch etwas nachgeben würde, würde er vermutlich umkippen und den Abhang hinunterstürzen.
Ein gewerbliches Bergungsunternehmen hatte sich bereits vorher an dem Problem versucht, konnte aber auf Grund der sehr engen Platzverhältnisse mit seinem großen Spezialfahrzeug nichts ausrichten und rief daher das THW zur Hilfe.
Als Sofortmaßnahme sicherten die THW-Kräfte daher das Fahrzeug mit mehreren Greifzügen und Drahtseilen an starken Bäumen. Anschließend wurde die Vorderachse mittels eines Hebekissen soweit angehoben und mit Hölzern unterbaut, daß die eingesunkenen Räder entlastet waren. Um die Vorderräder nun wieder auf den tragfähigen Teil der Fahrbahn zu bringen, bedurfte es einiges Improvisationstalentes, denn der Havarist war ja nur von hinten zugänglich. Unmittelbar hinter dem festsitzendem LKW wurde der GKW I in Stellung gebracht, das Drahtseil der Seilwinde in spitzem Winkel daran vorbeigeführt und weiter vorne mittels einer Rolle umgelenkt. So gelang es dem Windenführer dann mit viel Fingerspitzengefühl, die Vorderachse wieder auf festen Grund zu ziehen - ähnlich wie beim Aufgleisen einer entgleisten Lokomotive.
Anschließend wurde die Prozedur an der Hinterachse wiederholt und als auch diese wieder auf tragfähigen Untergrund „aufgegleist" war, konnte der LKW mit eigener Kraft die Grundstücksauffahrt hinabgefahren werden und unten dem Besitzer wieder übergeben werden. Diesem war die Erleichterung deutlich anzusehen, als er seinen LKW gegen 01:30 Uhr unversehrt zurück hatte - Das Fahrzeug war erst wenige Wochen alt.