OV Kronach kämpft gegen die Donaufluten.

Abschlussbericht....

Das Donauhochwasser in Niederbayern und der Oberpfalz hielt in den vergangenen Tagen auch das THW Kronach in Atem.

Die erste Anforderung für unseren Ortsverband kam am Dienstag, den 4. Juni gegen Abend über unsere Geschäftsstelle in Hof. Die Fachgruppe Wasserschaden / Pumpen wurde nach Regensburg beordert, um dort andere Einheiten zu unterstützen bzw. abzulösen. In Windeseile wurden die betreffenden Helfer alarmiert, manch einer klingelte nachts um 23:00h noch seinen Chef aus dem Bett um frei zu bekommen und am nächsten Morgen gegen 06:00h setzte sich ein blauer Konvoi mit 14 Helfern und 4 Fahrzeugen in Richtung der Donaumetropole in Marsch.

Nach dem Eintreffen in Regensburg wurde unseren Helfern ein Einsatzabschnitt in der Altstadt zugeteilt, in dem Kanäle zu entlasten waren. Die Kanalisation war mit dem aus allen Richtungen einströmendem Wasser überfordert und konnte die Mengen nicht mehr abführen. Die einzige Möglichkeit war, Schächte zu öffnen und Wasser aus dem Kanalnetz in die Donau umzupumpen, so dass von anderswo wieder Wasser nachfließen konnte. Diese Arbeiten zogen sich bis zum nächsten Morgen hin, bis eine deutliche Verbesserung eingetreten war. Als sich die Lage in Regensburg entspannt hatte, wurden unsere Kräfte nach Deggendorf verlegt. Noch während der Anfahrt kam der nächste Einsatzbefehl, der es in sich hatte: „ Leerpumpen der Autobahn A92“ lautete der Auftrag.

Die A92 stand auf einem großen Stück unter Wasser und war nicht mehr befahrbar. Um die wichtige Versorgungsachse Richtung München wieder passiebar zu machen, hatten Einheiten der Bundeswehr Hunderte von  sog. „Big-Bags“, also große Kunststoffsäcke, mit Sand und Kies gefüllt und am Fahrbahnrand platziert. Dazwischen lag dann ein weiter See. Diesen trockenzulegen war jetzt die Aufgabe unserer Pumpenexperten. Mit Unterstützung durch weitere THW-Einheiten und mit einem massiven Aufgebot an Pumpentechnik gelang dies auch bis zum morgen. Die Autobahn war zumindest auf einer Seite wieder trocken und konnte für Einsatzfahrzeuge im Begegnungsverkehr freigegeben werden.

Während unsere Helfer ihre Nachruhe nachzuholen versuchten, lief am Freitag morgen bereits der OV wieder auf Hochtouren, um die Ablösung der eingesetzten Kräfte zu organisieren und am Freitag Nachmittag brach eine frische, ausgeruhte Mannschaft nach Deggendorf auf.

Diese wurde am Samstag morgen nach Niederalteich verlegt und sollte sich der dortigen Feuerwehreinsatzleitung unterstellen. Vom stv. Kommandanten der Feuerwehr Hengersberg erhielten unsere Kräfte dann den Auftrag den Keller des Klosters Niederalteich auszupumpen. Was sich zunächst nach einer Kleinigkeit anhörte, hatte es dann doch in sich. Der „Keller“ war gut 100 Meter lang, mehrere Meter breit und bestand aus zahllosen Räumen. Im ganzen befanden sich darin geschätzte 2 Millionen Liter Wasser.

Mit massivem Pumpeneinsatz gelang es bis zum Abend, den Hauptkeller weitestgehend trockenzulegen und am Sonntag ging man daran, die Nebenräume, den Heizkeller und die Aufzugsschächte auszupumpen. Hier erschwerte ausgelaufenes Hydrauliköl die Arbeiten nicht unerheblich und machte den Einsatz von Ölsperren erforderlich. Als das Wasser abgepumpt war, trat die Bundeswehr auf den Plan und schaffte mit einem Großaufgebot an Soldaten die durchnässte Einrichtung aus dem Keller zur Entsorgung.

Am Sonntag abend mussten wir abermals einen Teil der Mannschaft austauschen, da diese nicht arbeitsfrei bekommen hatten bzw. in ihrer Firma nicht abkömmlich waren und Montag früh wieder zur Arbeit erscheinen mussten.

In Absprache mit der örtlichen Einsatzleitung führten wir am Sonntagabend und am Montag früh eine groß angelegte Erkundung der Lage in Teilen von Niederalteich durch und fanden zahlreiche, vollgelaufene Keller vor, einen treibenden Gastank und mehrere ausgelaufene Öltanks.

Ein direktes Abpumpen der Keller und Häuser im Bereich „Am Hagen“ war jedoch nicht möglich, da ein Wassergraben dort über die Ufer getreten war und die Gärten noch mehr als einen Meter unter Wasser standen. Somit war es nicht möglich, in den Häusern zu pumpen.

Mit Unterstützung durch einen Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung erkundeten wir den weiteren Verlauf des Wassergrabens und errichteten sodann am Donaudamm eine Pumpstation um diesen Graben zu entlasten. Über einen Zeitraum von ca. 20 Stunden pumpten wir etwa 30 m³ je Minute aus dem Ortsbereich heraus und in die Donau.

Am Dienstagmorgen war der Graben dann soweit gefallen, dass wir mit dem Abpumpen der Keller „Am Hagen“ beginnen konnten. Hier erschwerte jedoch in mehreren Häusern ausgelaufenes Heizöl die Arbeiten. Zusammen mit einer Entsorgungsfirma pumpten wir zunächst von unterhalb der Ölschicht das nicht kontaminierte Wasser bis auf ca 30 cm Höhe ab. Dann kam der Saugwagen der Fachfirma zum Einsatz und saugte das verbliebene Öl- / Wassergemisch ab. Die Arbeiten wurden durch treibende Möbelstücke und Gefriertruhen in den Kellern zusätzlich erschwert.

Nicht viel besser waren die Hausbesitzer dran, die statt Öl eine Pelletsheizung hatten. Hier drohte zwar kein Umweltschaden und die Geruchsbelastung hielt sich in Grenzen, jedoch sogen sich die eingelagerten Pellets voll Wasser, quollen stark auf und sprengten teilweise sogar ganze Mauern. Einheiten der Bereitschaftspolizei übernahmen vielerorts die Aufgabe, die Pelletspampe mit Pickel und Schaufel aus den Lageräumen zu holen und per Schubkarre abzutransportieren.

An allen Ecken und Enden des Ortes türmten sich gewaltige Mengen Sperrmüll auf; teilweise komplette Wohnungseinrichtungen samt Schrankinhalten wanderten auf den Haufen und wurden von der Bundeswehr mit zahlreichen LKWs und viel Personal abgefahren. Von der Gemeinde und dem THW waren mehrere Radlader sowie Tranktoren mit Frontlader und auch ein Kettenbagger im Einsatz, um die Unmengen an Sperrmüll in Container und auf Lastwagen zu verladen.

Am Dienstagabend rückte wieder ein Teil unserer Kräfte in Richtung Heimat ab, einige Helfer blieben noch vor Ort und wurden durch 4 frische Kräfte ergänzt. Dieses letzte Kontingent unterstütze am Donnerstag noch die Pumparbeiten in Fischerdorf – dort wo die Katastrophe am schlimmsten zugeschlagen hatte und die Häuser teilweise bis in den ersten Stock überflutet wurden. Gegen Nachmittag konnten sie aber auch dort die Gerätschaften abbauen, verlasten und gegen Abend dann die Heimreise antreten.

Im ganzen hatten wir rund 1.000 Meter A-Schlauch, 800 mtr B-Schlauch, 8 Pumpen und 3 Stromerzeuger im Einsatz. Mit 6 Fahrzeugen wurden rund 5.000 km zurückgelegt und die Helfer leisteten ca. 3.000 Stunden im Einsatz gegen das Donauhochwasser.

Unser besonderer Dank gilt allen beteiligten Personen und Organisationen für die hervorragende Zusammenarbeit; besonders der Benediktinerabteil Niederalteich für die hervorragende Unterbringung im Kloster, den Frauen der Feuerwehr Hengersberg für die gute Frühstücksversorgung, dem Team der Klosterschänke, die es unter schwierigsten Bedingungen schafften, jeden Tag mehrere Hundert hungrige Helfer bestens zu bekochen und immer guter Dinge waren, den Feuerwehren Niederalteich und Hengersberg für die hervorragende Zusammenarbeit und vor allem der Bevölkerung von Niederalteich für die freundliche Aufnahme und die gute Stimmung. Auch wenn allen das Wasser buchstäblich „bis zum Hals“ stand, waren doch fast alle guter Dinge, halfen zusammen und packten mit an, wo es nur ging. Man war irgendwie froh, dass doch „nur“ Sachschaden zu beklagen war und war sich bewusst, dass es auch noch schlimmer hätte kommen können. Diese doch positive Grundstimmung und das daraus resultierende Gemeinschaftsgefühl ging auch auf unsere Helfer über und erleichterte die schwere Arbeit für alle ungemein.

Bericht: Hajo Badura

Bilder:   Alle Helfer des Ortsverbandes Kronach


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