wir noch den ganzen Donnerstag Nachmittag und bis in die Abendstunden beschäftigt, einen Holz-LKW wieder aus dem Wald und auf die Straße zu bringen, bahnte sich – im wahrsten Sinn des Wortes – bereits der nächste Einsatz an. Die Bergung in Tettau war noch nicht ganz abgeschlossen, als bei THW-Leiter Udo Höfer schon wieder das Handy klingelte und der diensthabende Notfallmanager der Bahn anfragte, ob wir diverse bruchgefährdete Bäume bei Lauenstein entfernen könnten, bevor diese auf die Gleise und die Oberleitung fallen.
Nach einer eingehenden Besichtigung des betroffenen Streckenabschnittes entschied er jedoch, dass diese Arbeiten in der Dunkelheit und mit den bereits seit Stunden im Einsatz befindlichen Helfern so nicht sicher angegangen werden konnten. Nach kurzer Rücksprache mit dem Landratsamt wurde daher eine Sperrung der betroffenen B85 und entsprechende Sicherungsnassnahmen im Bahnbereich veranlasst und die Arbeiten auf den nächsten Morgen bei Tagesanbruch verschoben. Eilends wurden von Privatfirmen noch schnell 2 Hubarbeitsbühnen, sog. Gelenksteiger angemietet und von den THW-Ortsverbänden Naila und Selb jeweils ein weiterer Gerätekraftwagen (GKW) mit Motorsägen, Drahtseilen, Ketten und allerlei anderen Geräten und Werkzeugen angefordert. Diese Fahrzeuge verfügen auch jeweils über Seilwinden mit 10 Tonnen Zugkraft ( 100 kN), die zum Sichern bzw. Räumen der Baumstämme benötigt wurden. Während die Führung des Ortsverbandes Kronach all dies organisierte, mussten etliche Helfer ihre Arbeitgeber verständigen, dass sie auch am nächsten Tag dem Betrieb fernbleiben müssen – und dann hieß es für alle „ab nach Hause und ins Bett. Morgen wird ein harter Tag.“
Am Freitag morgen gegen 07:00h setzte sich dann eine Kolonne aus fast 10 blauen Einsatzfahrzeugen in Richtung Lauenstein in Bewegung, um die sich bedrohlich biegenden Bäume zu entschärfen. Einer nach dem anderen wurde begutachtet und – wenn nötig – gefällt. Je nach Größe und Standort des Baumes wurde dieser entweder mit einer Seilwinde gesichert und im ganzen zu Fall gebracht – oder mittels der Hubarbeitsbühnen aus von oben her in Etagen gekappt. Dies war vor allem immer dann nötig, wenn die Gefahr bestand, dass ein Baum – trotz Windensicherung – auf die Oberleitung der Bahn fallen könnte und dort erheblichen Sachschaden anrichten würde. Wo immer möglich, wurde natürlich versucht, die Bäume zu erhalten und nur den Schnee abzuschütteln oder auch nur die überladenen Äste abzuscheiden, die den Baum aus dem Gleichgewicht brachten.
Leider gingen die Arbeiten nicht so zügig voran wie zuerst gedacht. Das lag zum einen daran, dass viele Bäume im Steilhang neben der Straße nur schwer zu erreichen waren und somit jede einzelne Fällung sehr zeitaufwändig und auch anstrengend für die Helfer waren und zum anderen auch daran, dass die Straßensperrung mehrfach ungeplant geöffnet werden musste. Einmal, um einen Rettungwagen zu einem in der Sperrung gelegenen Betrieb durchzulassen und später nochmals, um einen aus Thüringen kommenden und nicht umleitbaren Schwertransport die Weiterfahrt nach Steinbach am Wald zu ermöglichen.
Als die Dämmerung hereinbrach war somit noch kein Ende des Einsatzes in Sicht, allerdings die eingesetzten Helfer mehrheitlich am Ende ihrer Kraft und Leistungsfähigkeit. Da jedoch auch für eine frische Ablösemannschaft ein weiterarbeiten ohne Tageslicht zu gefährlich gewesen wäre, entschied sich Einsatzleiter Udo Höfer nach Rücksprache mit dem Notfallmanager und dem zuständigen Sachgebietsleiter des Landratsamtes, Herbert Eisentraudt, die B85 über Nacht gesperrt zu lassen und die Arbeiten am nächsten Morgen fortzusetzen.
Bei Tagesanbruch am Samstag morgen waren wieder über 30 THW-Kräfte, diesmal mit Unterstützung aus Naila und Kulmbach, statt Selb vor Ort um die Arbeiten fortzuführen. Unser Gruppenführer der 1. Bergungsgruppe, Jörg Beitzinger, der hauptberuflich im Forstbereich tätig ist, hatte seinen eigenen, professionellen Rückeschlepper mitgebracht. Mit Hilfe dessen schnelllaufenden, funkfernbedienten Seilwinden gingen die Arbeiten nun deutlich leichter von der Hand.
Bis zum Einbruch der Dunkelheit waren dann alle Problembäume beseitigt und unter Flutlicht konnten die Rest- und Aufräumarbeiten durchgeführt werden, so dass der Einsatz am Samstag Abend dann abgeschlossen und die Straße bzw. Bahnstrecke wieder uneingeschränkt freigegeben werden konnte.
Einziger Wermutstropfen im ansonsten guten Verlauf des Einsatzes war ein uneinsichtiger Zeitgenosse, der der Meinung war, die Straßensperre sei nur eine unverbindliche Empfehlung und gelte für ihn nicht. Nachdem er von Norden kommend die Sperre durchbrochen hatte und auch auf Haltezeichen unseres Sicherungsposten nicht reagiert hatte, stand er plötzlich mit seinem PKW mitten in der Einsatzstelle und forderte lautstark durchgelassen zu werden. Da alle Argumente nichts halfen und der Mann immer ausfallender wurde, musste schließlich eine Polizeistreife anrücken um die Personalien des Verkehrsrowdies aufzunehmen. Für sein uneinsichtiges und ungehobeltes Verhalten wird er sich entsprechend verantworten müssen. Es nützte ihm auch nichts, mehrfach zu betonen dass er für die Baumfällungen und die Straßensperren kein Verständnis habe.
Einschliesslich der Nach- und Nebenarbeiten zu diesem Einsatz hat unser Ortsverband hier in 2 Tagen fast 900 Stunden im Interesse der öffentlichen Sicherheit geleistet.
Unser besonderer Dank gilt der Küchenmannschaft des BRK Alten- & Pflegeheimes Ludwigsstadt, die unsere Einsatzkräfte mit Essen und warmen Getränken versorgte – und allen Arbeitgebern unserer Helfer, die ihre Mitarbeiter spontan und ohne Diskussionen für diesen Einsatz freigestellt haben.