Gegen Mittag hatte er seinen Traktor mit angebautem Mähwerk und Anhänger vor seinem Anwesen in Wildenberg bei Weißenbrunn geparkt und war kurz ins Haus gegangen, um etwas zu holen. Als er wieder nach draußen kam, war der Traktor auf unerklärliche Weise verschwunden – dafür waren in der gegenüberliegenden Wiese und dem Feld verdächtige Reifenspuren zu sehen. Der Besitzer dachte wohl zuerst, dass sich jemand einen bösen Scherz erlaubt hatte, doch als er den Spuren folgte und sah, dass diese mitten durch ein Getreidefeld in den Wald hineinführten, wurde ihm wohl doch etwas mulmig.
Aus noch ungeklärter Ursache hatte sich das Gespann selbständig gemacht, war gute 200 Meter über eine Wiese, durch ein Feld in ein Waldstück hineingerollt und erst ein etwa 3 Meter tiefer Wassergraben konnte die tonnenschwere Geisterfuhre aufhalten. In diesem Graben fand der Landwirt nun sein Gefährt wieder. Auf dem Dach liegend, die Räder in der Luft und der Anhänger lag mit verbogener Deichsel oben drauf. Wie von Geisterhand gelenkt hatte das Fuhrwerk alle größeren Bäume verfehlt und nur kleine Bäume und Strauchwerk niedergewalzt. Hätte ein größerer Baum rechtzeitig im Weg gestanden, wäre der Zwischenfall sicher glimpflicher ausgegangen.
Da von dem verunfallten Gespann keine akute Gefahr ausging und auch keine Personen zu Schaden gekommen waren, zog der Landwirt als erstes seine Versicherung hinzu und diese empfahl ihm einen Bergeversuch durch das THW.
Über die Integrierte Leitstelle (ILS) in Coburg wurde der diensthabende Fachberater alarmiert und gemeinsam mit dem stv. Ortsbeauftragten Udo Höfer nahm er das Geschehnis in Augenschein. Nach ausgiebiger Sondierung und kurzer Beratung entschied man sich, dass eine Bergung mit THW-Mitteln möglich wäre. Zur Unterstützung wurde noch ein schwerer Kettenbagger einer örtlichen Baufirma hinzugezogen.
Gegen 15:30 löste die Leitstelle dann Alarm für den Technischen Zug des OV Kronach aus und unter der Leitung von Zugführer Oliver Ramm machten sich nach kurzer Zeit 2 Bergungsgruppen auf den Weg zur Unfallstelle um die Bergung vorzubereiten.
Da der Traktor vollgetankt war und weit über 100 Liter Diesel und Hydrauliköl an Bord hatte, galt es zunächst einen möglichen Ölunfall zu verhindern. Der Bachlauf wurde oberhalb der Unfallstelle aufgestaut und mit leistungsstarken Pumpen wurde das Wasser aus dem Graben heraus und um die Unfallstelle herumgepumpt. Zur Sicherheit forderten wir noch die Feuerwehr aus Küps an, die unterhalb der Einsatzstelle eine vorsorgliche Ölsperre errichtete und während der Bergung den Brandschutz sicherstellen sollte.
Sachgebietsleiter Herbert Eisentraudt vom Landratsamt Kronach war während der ganzen Zeit ebenfalls vor Ort und wachte darüber, dass von der Einsatzstelle keine Gefahren für Umwelt oder Bevölkerung ausgingen.
Als Brand- und Umweltschutz gesichert waren und der Traktor mittels mehrerer Greifzüge fixiert, hingen die Helfer den Anhänger am Baggerarm ein und trennten mit einem Schneidbrenner die Zugdeichsel durch. Anschließend konnte der Baggerfahrer den Anhänger beiseite hieven und den eigentlichen „Patienten“ freilegen. Nach kurzer Zeit war dann der Tranktor mit mehreren Rundschlingen am Baggerarm befestigt und konnte aus der Tiefe geholt werden. Hierbei kam der schwere Bagger dicht an seine Leistungsgrenze und so setzten wir kurzerhand einen weiteren Traktor mit Rückewinde zur Unterstützung ein. Mit vereinten Kräften gelang es den beiden Maschinen dann, den Geisterschlepper nach oben zu holen und wieder auf die Räder zu stellen.
Gegen 20:30h konnte das Fahrzeug dann seinem Besitzer übergeben werden. Die Unfallursache und die Schadenshöhe muss nun ein Sachverständiger klären. Anschließend galt es für die Helfer, vor Einbruch der Dunkelheit die gesamte, im Wald verteilte Ausrüstung einzusammeln, zu verladen und in der Unterkunft sogleich zu reinigen und wieder einsatzbereit zu machen, bis kurze vor Mitternacht alles wieder an seinem Platz war.